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Der Neusiedler Apotheker Adalbert Wolf zählt zu den führenden – und trotzdem vergessenen – Köpfen der Anschlussbewegung Deutschwestungarns an Österreich. Er gilt als Schöpfer des ersten Landesnamens "Vierburgenland". Wegen seiner politischen Agitationen für eine deutschnationale Identität wurde er 1920 von einem ungarischen Gericht als "Hochverräter" zu drei Jahren Kerker in Raab/Györ verurteilt.

Zunächst für eine autonome Region innerhalb Ungarns eintretend, wurde Wolf nach der ablehnenden Haltung der ungarischen Regierung zum glühenden Anschlusskämpfer an die junge Republik Deutschösterreich. Dafür stand er auch in geheimem Kontakt mit Bundeskanzler Karl Renner.

Adalbert Wolf gehörte zu den Gründern der Großdeutschen Partei im Burgenland, für die er 1922 in den Burgenländischen Landtag einzog. Nach der ersten Sitzungsperiode legte er sein Mandat nieder und übernahm das Amt des Bürgermeisters in Neusiedl am See. Seine "völkischen" Ambitionen versuchter er über den Gesangverein "Germanennest" und den "Deutschen Turnverein Vier Burgen" zu realisieren. Mit der Machtverschiebung innerhalb des rechten Lagers von den Großdeutschen zu den Nationalsozialisten in den frühen 1930er-Jahren zog er sich aus der Politik zurück, um sich fortan seiner in Wien geführten „Vierburgen-Apotheke“ zu widmen.

Anhand des umfangreichen Nachlasses Adalbert Wolfs sowie zahlreicher neu erschlossener Primärquellen und eines eindrucksvollen Fotomaterials zeichnet Sepp Gmasz das Lebensbild eines politischen Idealisten, das die für viele intellektuelle Deutschwestungarn charakteristische innere Zerrissenheit zwischen ungarischer Erziehung und dem wachsenden Bekenntnis zum "angestammten deutschen Volkstum" subtil dokumentiert.

"Insgesamt gesehen ist dieses Buch ein wichtiger Beitrag zu einer kritischen Geschichtsschreibung anlässlich des Jubiläums 100 Jahre Burgenland und für die biographische zeitgeschichtliche Forschung zur politischen Kultur der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts." (Oliver Rathkolb)

Dr. Sepp Gmasz, Volkskundler und Historiker, Leiter des Neusiedler Stadtarchivs. Langjähriger Mitarbeiter des ORF-Burgenland; Herausgeber der Reihe "Neusiedler Jahrbuch" und zahlreicher Publikationen zur Kultur- und Landesgeschichte des Burgenlandes.